Dienstag, 27. Oktober 2009

Wasserraub/Water Robbery - zum Bericht von Amnesty International

Water Robbery / Wasserraub - Eine andere Form der Zerstörung der Lebensgrundlagen in Palästina durch die Israelische Kolonisierung

(Bild: Wasserressourcen der Region)

Für viele Familien in der West Bank und im Gaza Streifen ist das Wasserrauschen aus einem intakten Wasserhahn seit langem ein Luxus. Muhammed Sharia lebt mit seiner Familie und zwei Brüdern in Bethlehem. Wenn er Glück hat, bekommt er städtisches Wasser einmal im Monat. Und wenn es dann kommt, füllt er die Zisterne und die großen Tanks auf seinem Dach als Reserve: „Seit genau 12 Monaten haben wir keinen Tropfen Wasser aus dem Leitungsnetz zapfen können. Wir müssen Wasser teuer kaufen um unsere Tanks zu füllen.“
Nader Khateeb, Direktor der Palästinensischen Organisation ‚Friends of the Earth‘ dazu: „Ein Palästinenser erhält vielleicht 50 Liter Wasser pro Tag, während die Israelis etwa 300 Liter pro Kopf und Tag verbrauchen. Man ist dauernd unter Druck, psychologisch gesehen, denn Du weißt nie, kommt heute Wasser oder nicht. Die ganze Familie ist unter Druck, sobald einer den Hahn öffnet und vielleicht zu viel Wasser verbraucht.“ Und weiter: „
Der ganze Druck auf die Wasserversorgung kommt aber von den Kolonien. Im Jordan Tal zum Beispiel hat ein Siedler mehr Wasser für das Betreiben der Landwirtschaft zur Verfügung als alle Palästinenser dort zusammen genommen;, und für das Bohren von Brunnen brauchst Du eine Genehmigung, aber man bekommt sie einfach nicht. Die Siedler dagegen bekommen was immer sie wünschen."
Danny Navo hält dagegen: „das meißte Wasser, von dem hier die Rede ist, gehört sowieso zu Israel‘….
( Aus einem Gespräch von Anne Barker mit Muhamed Sharia, Nader Khateeb und Danny Navo, dem Chef der Israelischen Wasser Behörde in: The World Today - Wednesday, 22 April , 2009 12:34:00)

Israels Kriege in der Region sind Teil des ‚Kampfes um Wasser‘
Selbst Israelische Planer vertreten die These, dass alle Kriege Israels letztlich Kriege um die Wasserressourcen der Region gewesen sind und der Destabilisierung dienen, damit die beteiligten Nationen zu keiner gemeinsamen Politik gelangen können.
Schon die pre-israelisch/zionistischen Planer haben die Ressourcen Südlibanons und des Hormon Gebirges, der Golan Höhen und das Jordantal als „unabdingbar“ für das Projekt Israel gehalten und gegenüber den beteiligten imperialen Mächten England und Frankreich sowie gegenüber dem Völkerbund wiederholt Besitzansprüche angemeldet.
In den diversen Libanon Kriegen ist mehrfach der Verdacht aufgekommen und teilweise bestätigt worden, dass nach Abzug des israelischen Militärs unterirdische Verbindungen zum Anzapfen der Wasserressourcen des Litani Flusses hergestellt wurden. Auch die Besetzung der West Bank passt in diese Argumentation, denn unter der West Bank liegen die größten Wasserreservoirs, der nördliche und der südliche Aquifer, deren Ausbeutung sich Israel seit der Besetzung 1967 fleißig bedient. Seit 1967 sind die Palästinenser davon abgeschnitten, dürfen keinen einzigen entsprechend tiefen Brunnen bohren und sind hauptsächlich vom Regenwasser abhängig. Die Kolonien dagagen sitzen auf dem Jordan Riff und zapfen in hunderte Meter tiefen Brunnen das Grundwasser aus den Aquiferen ab. Alle sogenannten Friedensverhandlungen haben die Wasserfrage immer wieder 'auf weiteres' verschoben und an der Situation hat sich für die Palästinenser seither nichts geändert - im Gegenteil.
(Bild: Wasserverläufe der West Bank)

Die Wasserknappheit ist ein Eigenprodukt Israelischer Verschwendung und bedroht die ganze Region
Israel nutzt extensiv die Wasserressourcen in den Obstplantagen des besetzten Golan, auch für die Baumwolle – eine Pflanze, die viel Wasser braucht und bevor es Israel gab nicht zu dieser Region gehörte - und führt die Wasserreserven des Nordens in offenen Kanälen bis in den Süden – zur ‚Begrünung der Wüste“, wie Israel gern behauptet. Israel hat die Wasserknappheit und aktuelle Dürre selbst produziert und versucht seit langem, auch auf die türkischen und syrischen Wasserressourcen zuzugreifen.
Die zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung des Wassers der Region hat noch eine weitere Brisanz für den gesamten Nahen Osten: die Türkei bietet Israel Wasser aus den kurdischen Gebieten um Diyarbakir an, eine Region, in der Israel bereits großflächig Landkäufe unternommen hat. Israels extensiver Wasserhaushalt geschieht also nicht nur auf Kosten der palästinensischen Wasserressourcen, sondern auch der der Nachbarvölker. Die wiederholten Angriffe auf den Südlibanon, die Besetzung des syrischen Golangebietes - dem Einzugsgebiet der Wasserressourcen aus dem Hormongebirge - und die jüngsten Planungen des Jordanprojektes ‚Jordan Rift Valley Project‘ in Kooperation mit Jordanien schließen den Kreis der räuberischen Interessen Israels.

Das 'Jordan Rift Valley Project' – ein großangelegter Wassermissbrauch
Das Jordan Riff Tal ist Teil des großen Riffs, das von Syrien über das Rote Meer bis nach Mozambique in Zentral Afrika reicht, seine seismographische Formation gilt als fragile. Anrainer sind Jordanien, Israel, Syrien und die palästinensischen Autonomiegebiete.
Von den großen Quellen im Süden des Libanon Gebirges gespeist, verläuft der Jordan durch den Tiberias See und geht dann in das Tote Meer über, mit seinen 400 Metern unter dem Meeresspiegel tiefster Punkt unserer Erde. Die Geschichte Jerichos, älteste bekannte menschliche Siedlung,(9.000 Jahre v.d.Z.) zeugt von der historischen Bedeutung dieses Tales. Das subtropische Klima beschert dem Tal Reichtum an Pflanzen und Tierwelt. Eingriffe der letzten Jahrzehnte in das gesamte Ökosystem, vor allem die Abzweigung der Wasser im Hula Gebiet im Norden für die israelischen Wasserprojekte und die dortige groß angelegte Plantagenwirtschaft haben bereits große Schäden verursacht: in den letzten 10 Jahren sinkt der Spiegel des Toten Meeres jährlich um 1 Meter, Teile sind bereits verlandet!
Das Jordan Riff Tal Projekt (JRVP) geht auf eine Initiative der USA, Jordaniens und Israels zurück. Die Weltbank hat bereits Millionen Dollar für die Vor-Untersuchungen ausgegeben. Geplant ist ein gemeinsames Wassermanagement zwischen Jordanien und Israel. Es geht um Kanäle und Dämme, Tourismus Projekte angeschlossen an Ägypten, mehrere Brücken über den Jordan und weitere transnationale Verkehrsverbindungen, Industrieparks, Tierfarmen, Naturreservate, Telekommunikation und um ein groß angelegtes Energieversorgungszentrum. Das Projekt muss als ein weiteres Moment israelischer Usurpation palästinensischen Landes und seiner Ressourcen verstanden werden und ist mit erheblichen ökologischen, sozialen und politischen Risiken für die gesamte Region verbunden. Die Palästinenser sind nur zum 'Abnicken' des Gesamten eingeladen worden. (Bild: Jordantal - Luftaufnahme))

‚Bottled water‘ – Europa und die BRD beteiligt am Wasserraubgeschäft

Mit der Verpfändung vieler Quellen an Private wie Nestlé und Danone, die größten Profiteure im Bereich des ‚bottled water‘, wird zusätzlich das ohnehin schon lebenswichtige Gut dieser Region den Völkern entrissen und werden die Kosten für die Durstigen in die Höhe getrieben. Amman ist gepflastert mit Riesen Plakatwänden, in denen Nestlé für seine Flaschen wirbt mit ‚hygienisch, sauber, gesund. Mineralien reich‘. 1998 – einem Jahr mit großer Wasserknappheit – übernahm Nestlé Libanon’s größten Mineralwasservertreiber Sohat, 1999 die Jordanische traditionsreiche Marke Ghadeer, Mineralwasser aus der Al Husseiniyeh Quelle bester Qualität – bevor Nestle kam. Seit dem Irak Krieg stieg der Bedarf an Flaschenwasser im Irak vor allem von der amerikanischen Armee enorm an und verdient Nestlé am Verkauf von beidem: ‚Ghadeer‘, dem ursprünglichen Produkt und Nestlé’s ‚Pure Life‘, das weniger Mineralien aufweist wie das Ursprungswasser und mit Zusätzen ‚angereichert‘ wird, aber als besonders 'gesund' angeboten wird.
Die Flaschenwasserindustrie hat sich zu einer gewaltigen Macht auf dem Weltmarkt entwickelt, mit über 60 Billion $ Umsatz jeweils pro Jahr und mit einer Steigerungserwartung von 80 Bill$ im kommenden Jahrzehnt. Diese Industrieunternehmen verkaufen über 150 Billionen Liter Wasser weltweit, die großen Soft Drink Firmen Coca-Cola und Pepsi-Cola vertreiben mehr Wasser als ihre originären Sprudelprodukte. 2.7 Millionen Tonnen Plastik werden produziert und damit Millionen Barrel Öl verbraucht – und es ist kein Ende abzusehen, denn der Konsum von Flaschenwasser wird zunehmen, auch weil ‚Kranwasser‘ in diesen Ländern immer weniger sauber und dauerhaft geliefert werden kann. Nestlé’s Flaschenwasser Produkte: Arrowhead, Deer Park, Perrier, Poland Spring, Pure Life, San Pellegrino, Vittel.


Auch der deutsche Energieriese RWE ist weltweit hoch im Kurs des Wassergeschäfts zusammen mit der englischen Thames Water, mit weltweiten Käufen von Anteilen an der Wassernutzung gegen Investitionen in Wasser-Infrastruktur. Das lukrative Geschäft reicht von Osteuropa, Italien, Spanien, der Türkei bis nach Neuseeland, Malaysia, Indonesien und Lateinamerika. Selbst 'Berlin Wasser' hält Wasseranteile in Albanien und China. Wasser ist keine Ware, sondern lebensnotwendiges Gut, das nicht dem Missbrauch politischer Macht, dem Markt und der Profitgier überlassen werden darf.
Keine Macht und keine Institution hat das Recht aus Wasser Geld zu machen. Wasser darf nicht als Waffe gegen die Armen und Machtlosen eingesetzt werden. Wasser darf nicht für Gewinn privatisiert, gehandelt oder exportiert werden. Und was Israel angeht: Boykott seiner Produkte wie Soda Stream, keine Investitionen in Israelische Infrastruktur oder für Militäranschaffungen von deutschen Regierungen und dies verbunden mit Sanktionen solange bis Gaza, die West Bank und Ost Jerusalem frei von der Besatzung sind.
(Informationen aus jordan-business.net/magazine)
Detail Informationen unter: