Montag, 5. Oktober 2009

Israel: angeklagt des 'ECOZID' anlässlich der Olivenernte 09

(Foto: pavel wohlberg)
Ein Ritual zu jeder Olivenernte
'Im Dorf Burin südöstlich von Nablus wurden 150 Olivenbäume von Israelischen Siedlern zerstört'
(1)
Am 29. September (2009) stürmten Israelische Siedler aus der Kolonie Yitzhar im Süden des Bezirks Nablus die Olivenfelder von Burin und zerstörten alles, und das zwei Tage vor dem voraussichtlichen Beginn der Olivenernte. Die Israelis kamen mit elektrischen Kettensägen, zerstörten mehr als 150 Olivenbäume - das ist inzwischen zu einem Ritual der Siedler geworden, sobald die Olivenernte beginnt.
Die Yitzar Kolonie ist hinreichend dafür bekannt, dass dort die infamsten und aggressivsten aller Siedlergruppen leben. Ihre systematisch durchgeführten Attacken vor allem auf landwirtschaftliche palästinensische Gebiete im Süden von Nablus geschehen unter dem Schutz der israelischen Armee, die die Attacken der Siedler beaufsichtigt und den Angriffen auf Palästinensisches Eigentum, palästinensische Felder und gegen das Leben der Palästinenser freien Lauf lassen.

Der Krieg der Israelischen Armee und der Siedler gegen Palästinensische Bäume
Der systematische Angriff der Israelischen Armee gegen Palästinensische Bäume hat schon mit der israelischen Besetzung Palästinensischen Territoriums 1967 begonnen und hat inzwischen dazu geführt, dass über 1 Million Bäume allein bis 1999 ausgerissen worden sind. Seit Beginn der laufenden Intifada im Jahr 2000, vor allem seit Baubeginn an der Apartheid Mauer wurden etwa 1.6 Millionen Bäume entwurzelt. Die israelische Armee hat für den Bau der Apartheid Mauer und anderer Maßnahmen vorranging immer wieder die fruchtbarsten Ländereien und Obstbäume im Auge. Sie tut dies, weil die Bäume für die Palästinenser von großer Bedeutung sind: sie repräsentieren ihre Beziehung zu ihrem Land, zu ihrem Leben und sind ein echter Beweis für ihr indiskutables Recht auf ihr Land. Das Entwurzeln palästinensischer Bäume hat nichts zwangsläufig mit dem Bau der Apartheid Mauer oder von Kolonien zu tun, sondern geht tiefer und hängt damit zusammen, dass den Palästinensern der Boden unter den Füßen weggezogen werden soll, der sie noch an ihr Land bindet.

Diese Umwelt schädliche Israelische Politik gegen die Palästinensische Landwirtschaft muss ‚ECOZID‘ genannt werden, und ist staatlicher Vandalismus, denn e s handelt sich um organisierte und geplante Ausrottung von Bäumen, wenn über 1.6 Millionen Bäume seit dem Beginn der 2. Intifada im Jahr 2000 bis zum September 2009 in den besetzten Gebieten ausgerissen wurden; praktisch bedeutet das eine Verletzung aller Artikel und Klauseln der international beschlossenen Menschenrechte und der Vierten Genfer Konvention von 1949.

Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der von der Israelischen Armee und von Siedlern ausgerissenen Bäume nach Gebieten in der West Bank und im Gaza Streifen in der Zeit zwischen dem 9. September 2000 und September 2009.

Tabelle 1: Zahl vom Israelischen Militär und Siedlern ausgerissener Bäume nach
Distrikten in der West Bank und Gaza, Sept. 2000 bis 2009
WB Distrikt Entwurzelte Bäume Gaza Distrikt Entwurzelte Bäume
Jenin 44.636 Northern Gaza 602.208
Tubas 1.228 Gaza City 186.737
Tulkarem 33.473 Deir el Balah 124.723
Nablus 66.434 Khan Yunis 132.656
Qalqilya 33.742 Rafah 74.446
Salfit 17.926
Ramallah 78.684
Jericho 25.537
Jerusalem 27.610
Bethlehem 74.493
Hebron 103.593

WB Total 507.356 Gaza Total 1.120.770

WB und Gaza
Grand total 1.628.126
(Unter den entwurzelten Bäumen sind unter anderen Oliven-, Zitrus-, Steinobst-, Dattel-, Bananen-, Grapefruit- und Forstbäume zu nennen)

Der bisher laufende Plan des Mauerverlaufs wird 733 km2 des West Bank Territoriums isolieren und ausgrenzen und auch das hat Konsequenzen für die Palästinensische Landwirtschaft.
Das gesamte Land der West Bank auf dem Olivenbäume stehen, umfasst 900.000 Dunam mit über 18 Millionen Olivenbäumen. (2) Das Gebiet, in dem Oliven angebaut werden, das durch die Apartheid Mauer isoliert wird, umfasst 90.858 Dunam, etwa 10% der Ländereien mit Olivenkultur und betrifft annähernd 1.817.160 Olivenbäume.
Von den angeblichen Vereinbarungen, die die israelische Verwaltung getroffen hat, um die Olivenernte zu erleichtern und mögliche Attacken der Siedler, wie die, die diese gegen die palästinensischen Bauern in den letzten Jahren geführt haben, zu begrenzen und zu beobachten, sind kaum welche eingehalten worden oder hatten kaum wirksamen Erfolg.
Die Gewalttätigkeiten der Besatzungsmacht haben nicht aufgehört und in Wirklichkeit wurde die Apartheid Mauer gebaut und obendrein noch durch Straßensperren und Erdmulden verschärft, die wie Pilze überall in der West Bank aus dem Boden geschossen sind und den Bauern immer mehr Hindernisse in den Weg legen, die Olivenernte einzubringen.
Die Siedler haben sogar noch mehr Angriffe auf die Olivenfelder geführt, und ausgesprochen ‚unethisch‘, weil sie die natürlichen Bedingungen der Olivenbäume zerstören, überfordern und entwurzeln, und dies gewöhnlich unter dem Schutz der Israelischen Armee, die sich überhaupt nicht um die Forderungen der nationalen und internationalen Gemeinschaft, von Bürgerrechtlern und Umweltorganisationen schert, diese Übergriffe endlich zu stoppen.
Die Israelische Armee lässt den Siedlern freie Hand, sie können was auch immer gegen die Palästinenser tun. Manche Praktiken dieser Siedler gegen die Palästinenser sind so brutal, dass die grenzenlosen Schikanen, Nötigungen, physische Angriffe und Bedrohungen von Leib und Leben soweit geführt haben, dass sogar einige Bauern von der israelischen Armee und von Siedlern getötet wurden. Man muss sich klar machen, dass die israelische Armee mit dem Entwurzeln von Bäumen bereits 1967, seit der Besetzung der West Bank und des Gaza Streifens begonnen hat, um illegale Kolonien und By-pass Straßen zu bauen. Jetzt seit der aktuellen Intifada reißen sie auch die Bäume entlang der Straßen aus, weil die Palästinenser mit dem Widerstand und dem Schutz der Felder begonnen haben.
Der fortgesetzte israelische ‚Verrat‘ an den Olivenbäumen ist unvergleichlich, denn er zeigt die ungeheure Gier Israels, das Palästinensische Volk dort zu unterdrücken wo es am meisten getroffen werden kann, und verursacht damit zugleich ein wirtschaftliches und ein ökologisches Desaster , dessen Beseitigung Dekaden und Generationen benötigen wird.

Über die Zeit der Olivenernte in Palästina
In dieser Jahreszeit (15. Oktober bis 30. November) beginnt die Olivenernte in den besetzten palästinensischen Gebieten und wie jedes Jahr müssen die palästinensischen Bauern zwischen zwei Optionen abwägen: ernten oder es lassen. Jedes Jahr kommt man um diese Entscheidung nicht herum; man muss es machen, weil es auch symbolische Bedeutung hat; außerdem geht es um die Haupteinnahmequelle vieler tausender palästinensischer Familien. Aber auch jedes Jahr wieder eskalieren die Ausschreitungen der Armee zusammen mit den Siedlern gegenüber den palästinensischen Bauern mit allen möglichen Terrormethoden, die durchaus noch weiter gehen könne als schon folgendes:
· Verordnung strikter Ausgangssperre, was jeden Palästinenser in Lebensgefahr bringt, der sich auf die Felder wagt um zu ernten;
· Beschlagnahmung palästinensischer Ausweise (in anderen Ländern dieser Erde mag es nichts bedeuten, den Ausweis nicht dabei zu haben, aber in den besetzten Gebieten führt das sofort zur Inhaftierung)
· Beschlagnahmung von Gerätschaften im Besitz der Bauern, Behauptung sie seien nicht befugt diese zu nutzen und eine saftige Geldstrafe wird verfügt
· In Brand setzen der Ernte oder Vergiftung der Felder mit Chemikalien.

Darf Israel Bäume entwurzeln?
Israel ist eine Besatzungsmacht, und ist an diverse Gesetze gebunden, die die Praktiken regeln, mit Hilfe derer sie die verschiedenen Lebensbereiche des besetzten Volkes regeln darf. Allerdings verhält sich Israel bekanntermaßen gleichgültig gegenüber den internationalen Gesetzen und verletzt diese permanent, vor allem:
Die Haager Konvention
Das Ausreißen von Bäumen oder von anderem ist eine explizite Verletzung der Hager Konvention von 1907: Artikel 23-G besagt sehr klar, dass es der Besatzungsmacht verboten ist die Zerstörung oder Wegnahme feindlichen Eigentums ausser in den Fällen, wo diese Zerstörung oder Wegnahme durch die Notwendigkeiten des Krieges dringend erheischt wird, (3), Die Hager Konvention widerspricht und weist auch zurück, was der Israelische Armeekommandeur Colonel Eitan Abrahams behauptete: „die palästinensischen Landbesitzer, die Bäume haben, sind selbst Schuld an der Entwurzelung der Bäume, weil sie nichts dagegen unternehmen, dass Palästinensische Militante die Bäume als Versteck und zur Flucht nutzen“.
Kapitel V, Sektion III, Artikel 50 der IV. Haager Konvention weist klar die Behauptung von Colonel Eitan Abraham zurück, indem es in Artikel 50 heißt: Keine Strafe in Geld oder anderer Art darf über eine ganze Bevölkerung wegen der Handlungen Einzelner verhängt werden, für welche die Bevölkerung nicht als mitverantwortlich angesehen werden kann. (4)

Die Genfer Konvention
Es gibt kaum einen Artikel der Genfer Konvention von 1949 den Israel seit der Besetzung der West Bank und des Gaza Streifens bis heute nicht verletzt hat. Weitergehend muss man sogar diese Verletzungen in der besetzten West Bank und in Gaza als Kriegsverbrechen einstufen, denn der Artikel 33 verbietet jegliche Kollektivbestrafung, Landeinebnung oder Eigentumsverletzung – etwas, das zur Routine der israelischen Armee geworden ist. Artikel 33 sagt klar: Keine geschützte Person darf für eine Übertretung bestraft werden, die sie nicht persönlich begangen hat. Kollektivstrafen wie auch jede Massnahme zur Einschüchterung oder Terrorisierung sind verboten. Die Plünderung ist verboten. Vergeltungsmassnahmen gegen geschützte Personen und ihr Eigentum sind verboten. (5)
Verschiedenste Quellen und selbst Israelische Kommandeure der israelischen Armee bestätigen aber, dass sie extreme Gewalt während der Operationen in den besetzten Gebieten angewendet haben, während die israelische Armee ihr Recht auf Selbstverteidigung strapaziert und in Wahrheit Kollektivstrafen verhängt und vorsätzlich die ökonomischen Ressourcen der Palästinensischen Zivilbevölkerung zerstört. Auch solche Vorgänge werden nach Artikel 53 der Genfer Konvention deutlich zurückgewiesen: Es ist der Besetzungsmacht verboten, bewegliche oder unbewegliche Güter zu zerstören, die persönliches oder gemeinschaftliches Eigentum von Privatpersonen, Eigentum des Staates oder öffentlicher Körperschaften, sozialer oder genossenschaftlicher Organisationen sind, ausser in Fällen, wo solche Zerstörungen wegen militärischer Operationen unerlässlich werden sollten. (6)
Artikel 147 der IV. Genfer Konvention von 1949 betrachtet außerdem die Israelischen Vergeltungsmaßnahmen gegenüber Palästinensern und ihr Eigentum als ‚Schwere Verletzungen‘ und können als ‚Kriegsverbrechen‘ angesehen werden: die ’ Als schwere Verletzungen, wie sie im vorhergehenden Artikel erwähnt sind, gelten jene, die die eine oder andere der folgenden Handlungen umfassen, sofern sie gegen Personen oder Güter begangen werden, die durch das vorliegende Abkommen geschützt sind: vorsätzlicher Mord, Folterung oder unmenschliche Behandlung, einschliesslich biologischer Experimente, … sowie Zerstörung und Aneignung von Gut, die nicht durch militärische Erfordernisse gerechtfertigt sind und in grossem Ausmass auf unerlaubte und willkürliche Weise vorgenommen werden. (7)

(1) Aus arij 3.10.09: Monitoring Israeli Colonisation Activities, eigene Übersetzung
(2) Auf jedem dunum rechnet man mit etwa 20 Olivenbäumen
(3) Siehe
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_515_112/a23.html
(4) Siehe
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_515_112/a50.html
(5) Siehe:
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a33.html
(6) Siehe http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a53.html
(7) Siehe http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a147.html
Originalartikel siehe: http://www.poica.org/editor/case_studies/view.php?recordID=2130
Vom 3.Oktober 09