Der Angriff auf Al Bustan begann schon zu Beginn der 90er Jahre.
Arij berichtet: "Al Bustan ist ein palästinensisches Viertel in der Mitte des Stadtteils Silwan, der im südöstlichen Teil der Altstadt von Jerusalem liegt. Entsprechend der Land- und Eigentumsklassifizierung aus der britischen Mandatszeit ist das ganze Gebiet von Al Bustan, das sich auf eine Fläche von über 70 Dunam ( 10 dunam = 1 ha) erstreckt, als 'Exclusive Jerusalem Palestinian Properties' registriert und gehört den palästinensischen Einwohnern Jerusalems.
Betrachtet man die israelische Besetzung der Westbank, inklusive Jerusalem und des Gazastreifens, so ist festzustellen, dass mittlerweile alle palästinensischen Viertel in der besetzten Stadt Jerusalem ein Ziel israelischer Kolonisierung geworden sind. Dabei stehen nicht nur Behörden, sondern auch extremistische jüdische Organisationen wie 'Ateret Cohanim' und 'El 'Ad' hinter der Verfolgung dieses Ziels. Letztere haben illegalerweise damit begonnen palästinensische Grundstücke in Silwan zu besetzen, um die so genannte 'Stadt Davids' auf den Resten der palästinensischen Häuser im Viertel von Al Bustan zu errichten (siehe Karte 1).
Karte 1: Al Bustan Viertel in Silwan südlich der Altstadt von Jerusalem
Im Jahr 1991 hat Israel seine kolonialen Angriffe auf Silwan ausgeweitet. Israelische Siedler haben inzwischen mehr als 40 palästinensische Häuser an sich geriessen und besetzt. Darüber hinaus hat die israelische Stadtverwaltung Jerusalems, zusammen mit jüdischen Organisationen, den Namen Al Bustan auf offiziellen und örtlichen Karten durch den israelischen Namen 'Stadt Davids' ersetzt.
Im Jahr 2004 hat die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem Verwaltungsanordnungen zum Abriss von 88 palästinensischen Häusern in Al Bustan erlassen (das sind 90% der Häuser des Viertels), angeblich, weil eine Genehmigung der Stadtverwaltung fehlt und das Eigentum dieser Häuser den extremen jüdischen Organisationen ''Ateret Cohanim' & 'El 'Ad' zugesprochen wurde, die in diesem Viertel die 'Stadt Davids' erbauen wollen.
Im Jahr 2005 begann die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem mit dem ersten Abriss im Viertel von Al Bustan. Zwei palästinensische Häuser wurden zerstört. Gegen Ende des Jahres beschloss die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem dann den Abriss vorläufig zu stoppen - ein Ergebnis internationaler Bemühungen und einer Petition, die von Hauseigentümern an den Justizminister Israels überreicht wurde und die ihn aufforderte dem Abriss Einhalt zu gebieten.
Später dann, im August 2008, reichten die palästinensischen Bürger von Al Bustan einen Masterplan bei der israelischen Stadtverwaltung von Jerusalem ein, um nachträglich Baugenehmigungen für ihre vom Abriss bedrohten Häuser zu erhalten. Die Stadtverwaltung teilte ihnen mit, dass dieser Plan nicht zur Debatte stehe und man mit dem eigenen Plan, einen öffentlichen Park im Viertel zu bauen, voranschreiten werde. Die Behörde schlug den Hauseigentümern zudem vor, dass, wenn sie ihre Häuser freiwillig evakuieren würden, sie dafür im Tausch andernorts ausserhalb des Viertels leben dürften. Die Hauseigentümer lehnten dieses Angebot ab, während gleichzeitig die israelischen Behörden offiziell den Masterplan, den die Hauseigentümer in den ersten Wochen des Jahres 2008 eingereicht hatten, ablehnten.
Am 21. Februar 2009 erhielten 134 palästinensische Familien (1500 Menschen) aus dem Viertel von Al Bustan Anordnungen von der israelischen Stadtverwaltung von Jerusalem zum Abriss und zur Evakuierung. Darin wurden die Bewohner aufgefordert ihre Häuser wegen des anstehenden Abrisses zu verlassen, um Raum für den israelischen Plan 'King David Garden' zu schaffen.
Im Juli 2009 übertrugen die israelischen Okkupationsbehörden das Eigentum von 14 palästinensischen Gebäuden, die eine Fläche von mehr als 28 Dunam einnehmen, an jüdische Siedlerorganisationen, ohne dass dies vom israelischen Justizminister bestätigt worden wäre. Man wollte einen 'Biblischen Park' und jüdische Haeuser anstelle eines palästinensischen Al Bustan.
Die Zerstörung des Al Bustan Viertels - ein weiterer Schritt in Richtung Judaisierung des sog. 'Holy Basin'
In den 90er Jahren legte die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem einen Plan vor, der die Judaisierung eines Bereichs vorsah, der von Israel als 'Holy Basin' bezeichnet wird. Der in das Visier genommene Bereich schliesst die gesamte Altstadt von Jerusalem sowie grosse Flächen benachbarter Viertel und palästinensischer Gemeinden, angefangen bei Al Sheikh Jarrah und Wadi Al Joz im Norden bis zu At Tur im Osten und Silwan im Süden, mit ein (siehe Karte 2). Der Plan beinhaltet:
Bau einer archäologischen Stadt nach der biblischen Beschreibung des Heiligen Jerusalems unterhalb der Al-Aqsa- Moschee, des Viertels von Silwan und Teilen des muslimischen Viertels in der Altstadt von Jerusalem.
Evakuierung der palästinensischen Einwohner und Ersatz derselben durch jüdische Bewohner, beginnend bei Silwan und voranschreitend bis At Tur, Wadi Al Joz und Ras Al 'Amud.
Karte 2: 'Holy Basin'
Das Projekt 'Holy Basin' beschränkt sich nicht nur auf Land, sondern zielt auch auf eine Judaisierung des kulturellen, politischen, demographischen und religiösen Status der Stadt, nämlich auf:
- Auslöschen der arabischen Identität in Jerusalem und deren Ersatz durch vollständige Judaisierung.
- Evakuierung so vieler palästinensischer Einwohner Jerusalems aus dem Gebiet von 'Holy Basin' und sogar aus der Stadt Jerusalem selbst, wie möglich.
- Isolation des sog. Gebietes 'Holy Basin' von den palästinensischen Gebieten.
- Vervollständigung des israelischen Kolonisierungsprojekts, das darauf abzielt die israelischen sod. 'Aussenposten' in und um die Altstadt mit den Siedlungen um die Stadt Jerusalem herum, darunter French Hill im Norden, das E-1 Viertel im Osten und Ost- Talpiot südlich von Jerusalem, zu verbinden." (http://www.poica.org/editor/case_studies/view.php?recordID=2123, 23.sept.2009)
Seit der Besetzung 1967 wird Ost Jerusalem vernachlässigt, die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig, neue Wohnbauten wurden nur selten genehmigt. Im Gegenteil, fehlende Masterpläne, verweigerte Baugenehmigungen haben verhindert, dass die palästinensischen autochthonen Bewohner der Stadt ihren städtischen Raum nach ihren Bedürfnissen gestalten konnten. Erneuerung ist nicht möglich, die Gestaltung von Freiflächen und Parks kommt nicht vor; 'Historisierung und Modernisierung' ein übles Planungspaket, das nur der Zerstörung der palsätinensischen, arabsichen Identiät der Stadt dient. Ein Museum wurde konfisziert, Polizeistationen statt Wohnungen entstanden an vielen zentralen Punkten und hunderte Häusern wurden im Namen einer Stadtplanung zerstört, die das palästinensische Erbe verschwinden lassen und an seine Stelle 'jüdisches' setzen möchte. Der neue Nationalpark - im Namen von Planung und Stadterhaltung - ist ein weiteres Beispiel dafür und bemüht noch die Religion, wie die Siedlergruppen, die in der Gründung des Staates Israel die erhoffte 'Erlösung' sehen und damit alles rechtfertigen.
Der folgende Bericht aus Al Jazeera zeugt von dieser im Kern rassistischen Politik, die auf die Anfänge des Zionismus zurückgeht und nun Jerusalem ins Zentrum der Eroberung Palästinas setzt.
Siehe auch die weiteren Artikel zu Jerusalem im Archiv.
Golda Meir prägte den Ausspruch: "Es gibt kein palästinensiches Volk". Jeshajahu Leibowitz, Zionist und bedeutender Denker Israels, Wissenschaftler, Philosoph und seit 1953 Chefredakteur der Hebräischen Enzyklopädie, nennt dies "Völkermord! Nicht im Sinne einer physischen Vernichtung des palästinensischen Volkes, sondern im Sinne der Vernichtung einer nationalen und/oder politischen Einheit." Und er nennt die "Besetzung (ist) eine nazistische Politik!" und benutzt den Ausdruck in Betrachtung von Siedlergruppen wie Gush Immunim oder Ataret Cohanim, die ihr Unwesen in Jerusalen und Hebron treiben, "Judennazis" - (aus "Gespräche über Gott und die Welt", Jeshajahu Leibowitz mit Michael Shashar. Insel Taschenbuch 1568. 1994: S. 18, S. 33)