Dresden - Jerusalem - Tel Aviv - Jericho - was bedeutet es schon , Weltkultur-Erbe zu sein?
Das UNESCO Programm ist nur ein Instrument - entscheidend sind Politik, Macht und Geld.
Dresden hat seinen Status als Weltkultur-Erbe verloren. Na und? Wen kümmerts? Nicht die Bundesregierung, deren aktuelle Chefin eine Ostdeutsche ist, noch die Dresdener Stadtverwaltung und nur kaum die Dresdener Bevölkerung. Eine Autobahnbrücke muss her, die Verträge mit den Baufirmen sind längst geschlossen, es gilt auch hier die Maxime schneller, weiter, profitabler. Und wen kümmert schon ein Stück Landschaft und Natur, die Welt ist reich davon und was zählt sind: Infrastruktur, Auto gerecht, der Wagen muss rollen, Waren müssen bewegt werden, schnell, ohne Wertverlust. Und selbst wenn man auf den Tourismus setzen wollte - wie könnte der sich entwickeln ohne dass die schicken Familienkutschen, Jeeps und Großraumwagen ihr Ziel schnell und elegant erreichen? Die Brücke ist ein MUSS! Der Weltkultur-Erbe-Status bringt außerdem nichts ein - ist nichts als ein hübsches, nutzloses 'Label' - oder?(Foto: das ehemalige Maghrebviertel zerstört und in eine jüdische Festung aus Militärposten, Gittern und Kontrollpunkten für jüdische Gläubige verwandelt)
Die Altstadt von Jerusalem - Weltkulturerbe ohne internationalen Schutz?Die Altstadt von Jerusalem wurde von der UNESCO neben tausenden anderen Orten zum Weltkulturerbe erhoben. Was hat das bisher eingebracht? Soll man zufrieden sein, dass immerhin noch alles steht: der Felsendom, die Al Aksa Moschee, die vielen kleinen Moscheen, die Hurva Synagoge, der Cardo, die Auferstehungskirche, die Gassen, die Via Dolorosa, die alten Häuser und Hosh's, die Hospize internationaler Kirchen, die Mauern und die Tore, also alles was die Fassade und die bekannten Denkmäler ausmachen?
Dagegen zu setzen ist, dass hunderte kleiner und großer Eingriffe der vom internationalen politischen Standpunkt ausgesehen widerrechtlich handelnden israelischen Stadtverwaltung schon seit Teddy Kollek nicht nur das äußere, sondern auch das innere soziale, kulturelle und ökonomische Gefüge dieser einmaligen, noch vollkommen erhaltenen historisch bedeutsamen Gesamtstadt drastisch verändert und wie sich das Theodoer Herzl in seinen Visionen zum jüdischen Staat bereits vorgestellt haben haben mochte.
Stationen des Zerstörungsprozesses:
- die Zerstörung des historischen Maghreb Viertels und Vertreibung seiner Bewohner kurz nach der militärischen Besetzung der Stadt 1967 für die Schaffung einer Freifläche vor der 'Klagemauer'; (siehe Foto)
- die Vertreibung der nicht jüdischen Bewohner des sogenannten jüdischen Viertels, bis auf zwei Bäckerfamilien und seiner vollständigen 'Judaisierung';
- die Zerstörung diverser Bauten, Geschäfte, Schulen, Institutionen im Bereich der 'entmilitarisierten Zone' rund um die Altstadt;
- die Entlassung und Vertreibung der palästinensischen Stadtverwaltung;
- die Übernahme des ökonomischen Sektors bei Schließung der arabischen Banken;
- die Enteignung palästinensischen Bodens und Eigentums, sowie
- die Unterstellung der palästinensischen Institutionen unter israelische Hoheit und Kontrolle.
Schließlich wurde ein besonderer Status für die palästinensische Bevölkerung der Ost-Stadt, inklusive der Altstadt, geschaffen, der sie nicht als besetzte Bevölkerung, auch nicht als israelische Bürger (die Knesset erklärt nach der Besetzung Jerusalem ebenfalls widerrechtlich nach internationalem Recht als 'Ewige Hauptstadt Israels'), sondern als Bewohner mit Aufenthaltsrecht bezeichnet, das in regelmäßigen Abständen durch diverse Dokumente über eine aktive Anwesenheit belegt und eingeklagt werden muss und inzwischen bereits Tausenden verweigert worden ist, zum Beispiel weil ihr Arbeitsplatz in Ramallah ist, weil der Ehepartner nicht aus Jerusalem, sondern vielleicht aus Jericho ist, wenn im Bethlehemer Kinderkrankenhaus zur Welt gebracht, nicht als Jerusalemer anerkannt wie die Mutter etc...., Die Liste der ausgedachten Gründe ist enorm und man muss glauben, dass Israel eine Armee von Agenten hat, die sich solche Gemeinheiten bis ins kleinste Detail des palästinensischen Lebens ausdenken..
Das Programm der systematischen Zerstörung der palästinensichen Anwesenheit und seiner Geschichte geht weiter
Nach diesen 'Faits Accomplis' kurz nach der Besetzung begann ein systematisches Programm der baulichen Veränderung im Rahmen diverser Master Pläne, mit
- dem Eindringen von Siedlergruppen in diverse Quartiere der Altstadt, zunächst im Sahra Viertel nahe des heiligen Bezirks, dann Khaldiyestraße, Bab al Silsiye, Al Ward usw. inzwischen überall in der Altstadt, überall sichtbar durch die weiss-blauen israelischen Fahnen;
- der vollständigen Umwandlung des Zugangs zur Klagemauer und zum jüdischen Viertel, umgeben von Zäunen, Posten und Militäranlagen bei gleichzeitiger Erschwerung der Zugänge zum heiligen islamischen Bezirk , dem Felsendom und der Al Aqsa Moschee;
- dem Beginn archäologischer Ausgrabungen am Rande der Al Aqsa, die ihren Bestand gefährden, und unterhalb des Haram Al Sharif durch einen Tunnel, der bis zur Via Dolorosa führt und den Alltag dieses christlichen Viertels durch bewaffnete Siedler und Polizei bedroht;
- der Verwandlung von Toren und der Mauernpromenade in vielfältige Polizei und Militärposten;
- der Planung eines sogenannten Grüngürtels und einer sogenannten 'Kulturmeile' rund um die Altstadt, geplant ist darin der Bau einer Seibahn zwischen dem jüdischen Montefiore Viertel auf der Weststadtseite und dem Berg Zion auf der Altstadtseite;
- dem Bau von Kolonien im näheren und weiteren Umkreis bei gleichzeitiger Verweigerung von Renovierungsarbeiten und Baulizenzen für die palästinensische Bevölkerung.
Seit der letzten Wahl forciert die aktuelle rassistische Regierung unter Netanyahu und Liebermann die 'Entarabisierung' und 'Judaisierung' Jerusalems und vor allem der Altstadt noch einmal mehr, Häuser ohne Lizenz werden brutal abgerissen, neue jüdische Viertel sollen an ihre Stelle treten, die Siedler bekommen freie Hand palästinensische Einwohner anzugreifen und zu vertreiben. Die aktuellen Pläne sollen zu einem Anteil von maximal 20% palästinensischer Bevölkerung in Gesamtjerusalem führen - die Altstadt ist der dichtest besiedelte Teil und umso mehr in Gefahr. Der zusätzliche ökonomische Druck kreiert besonders dort Armut und den Wunsch nach Flucht und Auswanderung, was Israels Pläne noch begünstigt....
Dem sozialen, kulturellen und ökonomischen Status der Stadt der drei Buchreligonen und seiner palästinensischen Identität droht die Zerstörung durch die Israelische Regierung
Die Folgen dieses durch kein internationales Gesetz gerechtfertigten Umbaus der Jerusalemer Altstadt in ein jüdisches 'Ghetto' sind immens: Demografie, Kultur, die gesamte palästinensische Gesellschaft sind extrem gefährdet - und wo ist der Protest der Völker, der Kirchen und jener Regierungen, die im Namen ihres Kulturverständnisses im Mittleren und Fernen Osten vorgeben für 'Demokratie', 'Gerechtigkeit' und 'Freiheit' zu sorgen? Die ISESCO und die Arabischen Staaten reklamieren die Gefährdung der Kultbauten - die Menschen scheinen nicht von geringem Interesse zu sein. Die UNESCO gibt sich gelähmt, weil Israel den Zugang offizieller Missionen zur Prüfung des Status verweigert - obwohl zum Begriff des Weltkulturerbes auch das soziale und kulturelle Gefüge gehört. Niemand hat den Mut, Israel zu sagen, was es ist:
Ein 'Monsterstaat', der sich auf Kosten des sozialen, kulturellen, ökonomischen und politischen Lebens eines anderen Volkes immer mehr ausbreitet und dessen Kultur zerstört. Niemand ist bereit, dies zu verhindern, ja, Europe entschuldigt sich noch dass es überhaupt Kritik am Sieldungsausbau zu äussern gewagt hat?
Im Gegenteil man ist beteiligt:
- Waffen werden geliefert, die Waffenindustrien Amerikas, Deutschlands, Englands und Frankreichs profitieren;
- europäische Firmen beteiligen sich an diesem ungehemmten Zerstörungsprozess, bauen mit an einer 'Nur für Juden' geplanten Metro, die Jerusalem mit den Kolonien in der West Bank verbinden soll;
- man produziert mit in den Kolonien der West Bank und den 'joint venture' Zonen für maximalen Profit;
- man ist beteiligt an der Ausplünderung der Wasserressourcen.
Das Jordan-Tal, das wie die Jerusalemer Atstadt zum Weltkulturerbe erklärt werden müsste - eine einmalige Landschaft mit dem tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer, der ältesten Stadt der Welt, Jericho, und einer einmaligen Geschichte von Propheten, die zur Kultur der europäischen Welt so entscheidend beigetragen haben - droht in den 'Fluten' jordanischer und israelischer durch die Weltbank geförderter Wirtschaftsprojekte unterzugehen: unter Energiestationen, Plantagenwirtschaft und Tourismusparks.
Statt dessen aber wird die sogenannte 'Weisse Stadt' Tel Avivs, die Bauhaus Bauten der Gründerzeit Israels, zum Weltkulturerbe erklärt - und unbeachtet bleibt die Tatsache, dass Jaffa nach 1948 in ein jüdisches Künstlerghetto verwandelt wurde - heute gar die 'Altstadt Tel Aivs' genannt wird - eine unglaubliche Umdeutung der Geschichte.
UNESCO, EUROPA UND DIE USA - Komplizen bei der ungehemmten Zerstörung Palästinas?