Dienstag, 27. Oktober 2009

Wasserraub/Water Robbery - zum Bericht von Amnesty International

Water Robbery / Wasserraub - Eine andere Form der Zerstörung der Lebensgrundlagen in Palästina durch die Israelische Kolonisierung

(Bild: Wasserressourcen der Region)

Für viele Familien in der West Bank und im Gaza Streifen ist das Wasserrauschen aus einem intakten Wasserhahn seit langem ein Luxus. Muhammed Sharia lebt mit seiner Familie und zwei Brüdern in Bethlehem. Wenn er Glück hat, bekommt er städtisches Wasser einmal im Monat. Und wenn es dann kommt, füllt er die Zisterne und die großen Tanks auf seinem Dach als Reserve: „Seit genau 12 Monaten haben wir keinen Tropfen Wasser aus dem Leitungsnetz zapfen können. Wir müssen Wasser teuer kaufen um unsere Tanks zu füllen.“
Nader Khateeb, Direktor der Palästinensischen Organisation ‚Friends of the Earth‘ dazu: „Ein Palästinenser erhält vielleicht 50 Liter Wasser pro Tag, während die Israelis etwa 300 Liter pro Kopf und Tag verbrauchen. Man ist dauernd unter Druck, psychologisch gesehen, denn Du weißt nie, kommt heute Wasser oder nicht. Die ganze Familie ist unter Druck, sobald einer den Hahn öffnet und vielleicht zu viel Wasser verbraucht.“ Und weiter: „
Der ganze Druck auf die Wasserversorgung kommt aber von den Kolonien. Im Jordan Tal zum Beispiel hat ein Siedler mehr Wasser für das Betreiben der Landwirtschaft zur Verfügung als alle Palästinenser dort zusammen genommen;, und für das Bohren von Brunnen brauchst Du eine Genehmigung, aber man bekommt sie einfach nicht. Die Siedler dagegen bekommen was immer sie wünschen."
Danny Navo hält dagegen: „das meißte Wasser, von dem hier die Rede ist, gehört sowieso zu Israel‘….
( Aus einem Gespräch von Anne Barker mit Muhamed Sharia, Nader Khateeb und Danny Navo, dem Chef der Israelischen Wasser Behörde in: The World Today - Wednesday, 22 April , 2009 12:34:00)

Israels Kriege in der Region sind Teil des ‚Kampfes um Wasser‘
Selbst Israelische Planer vertreten die These, dass alle Kriege Israels letztlich Kriege um die Wasserressourcen der Region gewesen sind und der Destabilisierung dienen, damit die beteiligten Nationen zu keiner gemeinsamen Politik gelangen können.
Schon die pre-israelisch/zionistischen Planer haben die Ressourcen Südlibanons und des Hormon Gebirges, der Golan Höhen und das Jordantal als „unabdingbar“ für das Projekt Israel gehalten und gegenüber den beteiligten imperialen Mächten England und Frankreich sowie gegenüber dem Völkerbund wiederholt Besitzansprüche angemeldet.
In den diversen Libanon Kriegen ist mehrfach der Verdacht aufgekommen und teilweise bestätigt worden, dass nach Abzug des israelischen Militärs unterirdische Verbindungen zum Anzapfen der Wasserressourcen des Litani Flusses hergestellt wurden. Auch die Besetzung der West Bank passt in diese Argumentation, denn unter der West Bank liegen die größten Wasserreservoirs, der nördliche und der südliche Aquifer, deren Ausbeutung sich Israel seit der Besetzung 1967 fleißig bedient. Seit 1967 sind die Palästinenser davon abgeschnitten, dürfen keinen einzigen entsprechend tiefen Brunnen bohren und sind hauptsächlich vom Regenwasser abhängig. Die Kolonien dagagen sitzen auf dem Jordan Riff und zapfen in hunderte Meter tiefen Brunnen das Grundwasser aus den Aquiferen ab. Alle sogenannten Friedensverhandlungen haben die Wasserfrage immer wieder 'auf weiteres' verschoben und an der Situation hat sich für die Palästinenser seither nichts geändert - im Gegenteil.
(Bild: Wasserverläufe der West Bank)

Die Wasserknappheit ist ein Eigenprodukt Israelischer Verschwendung und bedroht die ganze Region
Israel nutzt extensiv die Wasserressourcen in den Obstplantagen des besetzten Golan, auch für die Baumwolle – eine Pflanze, die viel Wasser braucht und bevor es Israel gab nicht zu dieser Region gehörte - und führt die Wasserreserven des Nordens in offenen Kanälen bis in den Süden – zur ‚Begrünung der Wüste“, wie Israel gern behauptet. Israel hat die Wasserknappheit und aktuelle Dürre selbst produziert und versucht seit langem, auch auf die türkischen und syrischen Wasserressourcen zuzugreifen.
Die zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung des Wassers der Region hat noch eine weitere Brisanz für den gesamten Nahen Osten: die Türkei bietet Israel Wasser aus den kurdischen Gebieten um Diyarbakir an, eine Region, in der Israel bereits großflächig Landkäufe unternommen hat. Israels extensiver Wasserhaushalt geschieht also nicht nur auf Kosten der palästinensischen Wasserressourcen, sondern auch der der Nachbarvölker. Die wiederholten Angriffe auf den Südlibanon, die Besetzung des syrischen Golangebietes - dem Einzugsgebiet der Wasserressourcen aus dem Hormongebirge - und die jüngsten Planungen des Jordanprojektes ‚Jordan Rift Valley Project‘ in Kooperation mit Jordanien schließen den Kreis der räuberischen Interessen Israels.

Das 'Jordan Rift Valley Project' – ein großangelegter Wassermissbrauch
Das Jordan Riff Tal ist Teil des großen Riffs, das von Syrien über das Rote Meer bis nach Mozambique in Zentral Afrika reicht, seine seismographische Formation gilt als fragile. Anrainer sind Jordanien, Israel, Syrien und die palästinensischen Autonomiegebiete.
Von den großen Quellen im Süden des Libanon Gebirges gespeist, verläuft der Jordan durch den Tiberias See und geht dann in das Tote Meer über, mit seinen 400 Metern unter dem Meeresspiegel tiefster Punkt unserer Erde. Die Geschichte Jerichos, älteste bekannte menschliche Siedlung,(9.000 Jahre v.d.Z.) zeugt von der historischen Bedeutung dieses Tales. Das subtropische Klima beschert dem Tal Reichtum an Pflanzen und Tierwelt. Eingriffe der letzten Jahrzehnte in das gesamte Ökosystem, vor allem die Abzweigung der Wasser im Hula Gebiet im Norden für die israelischen Wasserprojekte und die dortige groß angelegte Plantagenwirtschaft haben bereits große Schäden verursacht: in den letzten 10 Jahren sinkt der Spiegel des Toten Meeres jährlich um 1 Meter, Teile sind bereits verlandet!
Das Jordan Riff Tal Projekt (JRVP) geht auf eine Initiative der USA, Jordaniens und Israels zurück. Die Weltbank hat bereits Millionen Dollar für die Vor-Untersuchungen ausgegeben. Geplant ist ein gemeinsames Wassermanagement zwischen Jordanien und Israel. Es geht um Kanäle und Dämme, Tourismus Projekte angeschlossen an Ägypten, mehrere Brücken über den Jordan und weitere transnationale Verkehrsverbindungen, Industrieparks, Tierfarmen, Naturreservate, Telekommunikation und um ein groß angelegtes Energieversorgungszentrum. Das Projekt muss als ein weiteres Moment israelischer Usurpation palästinensischen Landes und seiner Ressourcen verstanden werden und ist mit erheblichen ökologischen, sozialen und politischen Risiken für die gesamte Region verbunden. Die Palästinenser sind nur zum 'Abnicken' des Gesamten eingeladen worden. (Bild: Jordantal - Luftaufnahme))

‚Bottled water‘ – Europa und die BRD beteiligt am Wasserraubgeschäft

Mit der Verpfändung vieler Quellen an Private wie Nestlé und Danone, die größten Profiteure im Bereich des ‚bottled water‘, wird zusätzlich das ohnehin schon lebenswichtige Gut dieser Region den Völkern entrissen und werden die Kosten für die Durstigen in die Höhe getrieben. Amman ist gepflastert mit Riesen Plakatwänden, in denen Nestlé für seine Flaschen wirbt mit ‚hygienisch, sauber, gesund. Mineralien reich‘. 1998 – einem Jahr mit großer Wasserknappheit – übernahm Nestlé Libanon’s größten Mineralwasservertreiber Sohat, 1999 die Jordanische traditionsreiche Marke Ghadeer, Mineralwasser aus der Al Husseiniyeh Quelle bester Qualität – bevor Nestle kam. Seit dem Irak Krieg stieg der Bedarf an Flaschenwasser im Irak vor allem von der amerikanischen Armee enorm an und verdient Nestlé am Verkauf von beidem: ‚Ghadeer‘, dem ursprünglichen Produkt und Nestlé’s ‚Pure Life‘, das weniger Mineralien aufweist wie das Ursprungswasser und mit Zusätzen ‚angereichert‘ wird, aber als besonders 'gesund' angeboten wird.
Die Flaschenwasserindustrie hat sich zu einer gewaltigen Macht auf dem Weltmarkt entwickelt, mit über 60 Billion $ Umsatz jeweils pro Jahr und mit einer Steigerungserwartung von 80 Bill$ im kommenden Jahrzehnt. Diese Industrieunternehmen verkaufen über 150 Billionen Liter Wasser weltweit, die großen Soft Drink Firmen Coca-Cola und Pepsi-Cola vertreiben mehr Wasser als ihre originären Sprudelprodukte. 2.7 Millionen Tonnen Plastik werden produziert und damit Millionen Barrel Öl verbraucht – und es ist kein Ende abzusehen, denn der Konsum von Flaschenwasser wird zunehmen, auch weil ‚Kranwasser‘ in diesen Ländern immer weniger sauber und dauerhaft geliefert werden kann. Nestlé’s Flaschenwasser Produkte: Arrowhead, Deer Park, Perrier, Poland Spring, Pure Life, San Pellegrino, Vittel.


Auch der deutsche Energieriese RWE ist weltweit hoch im Kurs des Wassergeschäfts zusammen mit der englischen Thames Water, mit weltweiten Käufen von Anteilen an der Wassernutzung gegen Investitionen in Wasser-Infrastruktur. Das lukrative Geschäft reicht von Osteuropa, Italien, Spanien, der Türkei bis nach Neuseeland, Malaysia, Indonesien und Lateinamerika. Selbst 'Berlin Wasser' hält Wasseranteile in Albanien und China. Wasser ist keine Ware, sondern lebensnotwendiges Gut, das nicht dem Missbrauch politischer Macht, dem Markt und der Profitgier überlassen werden darf.
Keine Macht und keine Institution hat das Recht aus Wasser Geld zu machen. Wasser darf nicht als Waffe gegen die Armen und Machtlosen eingesetzt werden. Wasser darf nicht für Gewinn privatisiert, gehandelt oder exportiert werden. Und was Israel angeht: Boykott seiner Produkte wie Soda Stream, keine Investitionen in Israelische Infrastruktur oder für Militäranschaffungen von deutschen Regierungen und dies verbunden mit Sanktionen solange bis Gaza, die West Bank und Ost Jerusalem frei von der Besatzung sind.
(Informationen aus jordan-business.net/magazine)
Detail Informationen unter:

Montag, 5. Oktober 2009

Israel: angeklagt des 'ECOZID' anlässlich der Olivenernte 09

(Foto: pavel wohlberg)
Ein Ritual zu jeder Olivenernte
'Im Dorf Burin südöstlich von Nablus wurden 150 Olivenbäume von Israelischen Siedlern zerstört'
(1)
Am 29. September (2009) stürmten Israelische Siedler aus der Kolonie Yitzhar im Süden des Bezirks Nablus die Olivenfelder von Burin und zerstörten alles, und das zwei Tage vor dem voraussichtlichen Beginn der Olivenernte. Die Israelis kamen mit elektrischen Kettensägen, zerstörten mehr als 150 Olivenbäume - das ist inzwischen zu einem Ritual der Siedler geworden, sobald die Olivenernte beginnt.
Die Yitzar Kolonie ist hinreichend dafür bekannt, dass dort die infamsten und aggressivsten aller Siedlergruppen leben. Ihre systematisch durchgeführten Attacken vor allem auf landwirtschaftliche palästinensische Gebiete im Süden von Nablus geschehen unter dem Schutz der israelischen Armee, die die Attacken der Siedler beaufsichtigt und den Angriffen auf Palästinensisches Eigentum, palästinensische Felder und gegen das Leben der Palästinenser freien Lauf lassen.

Der Krieg der Israelischen Armee und der Siedler gegen Palästinensische Bäume
Der systematische Angriff der Israelischen Armee gegen Palästinensische Bäume hat schon mit der israelischen Besetzung Palästinensischen Territoriums 1967 begonnen und hat inzwischen dazu geführt, dass über 1 Million Bäume allein bis 1999 ausgerissen worden sind. Seit Beginn der laufenden Intifada im Jahr 2000, vor allem seit Baubeginn an der Apartheid Mauer wurden etwa 1.6 Millionen Bäume entwurzelt. Die israelische Armee hat für den Bau der Apartheid Mauer und anderer Maßnahmen vorranging immer wieder die fruchtbarsten Ländereien und Obstbäume im Auge. Sie tut dies, weil die Bäume für die Palästinenser von großer Bedeutung sind: sie repräsentieren ihre Beziehung zu ihrem Land, zu ihrem Leben und sind ein echter Beweis für ihr indiskutables Recht auf ihr Land. Das Entwurzeln palästinensischer Bäume hat nichts zwangsläufig mit dem Bau der Apartheid Mauer oder von Kolonien zu tun, sondern geht tiefer und hängt damit zusammen, dass den Palästinensern der Boden unter den Füßen weggezogen werden soll, der sie noch an ihr Land bindet.

Diese Umwelt schädliche Israelische Politik gegen die Palästinensische Landwirtschaft muss ‚ECOZID‘ genannt werden, und ist staatlicher Vandalismus, denn e s handelt sich um organisierte und geplante Ausrottung von Bäumen, wenn über 1.6 Millionen Bäume seit dem Beginn der 2. Intifada im Jahr 2000 bis zum September 2009 in den besetzten Gebieten ausgerissen wurden; praktisch bedeutet das eine Verletzung aller Artikel und Klauseln der international beschlossenen Menschenrechte und der Vierten Genfer Konvention von 1949.

Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der von der Israelischen Armee und von Siedlern ausgerissenen Bäume nach Gebieten in der West Bank und im Gaza Streifen in der Zeit zwischen dem 9. September 2000 und September 2009.

Tabelle 1: Zahl vom Israelischen Militär und Siedlern ausgerissener Bäume nach
Distrikten in der West Bank und Gaza, Sept. 2000 bis 2009
WB Distrikt Entwurzelte Bäume Gaza Distrikt Entwurzelte Bäume
Jenin 44.636 Northern Gaza 602.208
Tubas 1.228 Gaza City 186.737
Tulkarem 33.473 Deir el Balah 124.723
Nablus 66.434 Khan Yunis 132.656
Qalqilya 33.742 Rafah 74.446
Salfit 17.926
Ramallah 78.684
Jericho 25.537
Jerusalem 27.610
Bethlehem 74.493
Hebron 103.593

WB Total 507.356 Gaza Total 1.120.770

WB und Gaza
Grand total 1.628.126
(Unter den entwurzelten Bäumen sind unter anderen Oliven-, Zitrus-, Steinobst-, Dattel-, Bananen-, Grapefruit- und Forstbäume zu nennen)

Der bisher laufende Plan des Mauerverlaufs wird 733 km2 des West Bank Territoriums isolieren und ausgrenzen und auch das hat Konsequenzen für die Palästinensische Landwirtschaft.
Das gesamte Land der West Bank auf dem Olivenbäume stehen, umfasst 900.000 Dunam mit über 18 Millionen Olivenbäumen. (2) Das Gebiet, in dem Oliven angebaut werden, das durch die Apartheid Mauer isoliert wird, umfasst 90.858 Dunam, etwa 10% der Ländereien mit Olivenkultur und betrifft annähernd 1.817.160 Olivenbäume.
Von den angeblichen Vereinbarungen, die die israelische Verwaltung getroffen hat, um die Olivenernte zu erleichtern und mögliche Attacken der Siedler, wie die, die diese gegen die palästinensischen Bauern in den letzten Jahren geführt haben, zu begrenzen und zu beobachten, sind kaum welche eingehalten worden oder hatten kaum wirksamen Erfolg.
Die Gewalttätigkeiten der Besatzungsmacht haben nicht aufgehört und in Wirklichkeit wurde die Apartheid Mauer gebaut und obendrein noch durch Straßensperren und Erdmulden verschärft, die wie Pilze überall in der West Bank aus dem Boden geschossen sind und den Bauern immer mehr Hindernisse in den Weg legen, die Olivenernte einzubringen.
Die Siedler haben sogar noch mehr Angriffe auf die Olivenfelder geführt, und ausgesprochen ‚unethisch‘, weil sie die natürlichen Bedingungen der Olivenbäume zerstören, überfordern und entwurzeln, und dies gewöhnlich unter dem Schutz der Israelischen Armee, die sich überhaupt nicht um die Forderungen der nationalen und internationalen Gemeinschaft, von Bürgerrechtlern und Umweltorganisationen schert, diese Übergriffe endlich zu stoppen.
Die Israelische Armee lässt den Siedlern freie Hand, sie können was auch immer gegen die Palästinenser tun. Manche Praktiken dieser Siedler gegen die Palästinenser sind so brutal, dass die grenzenlosen Schikanen, Nötigungen, physische Angriffe und Bedrohungen von Leib und Leben soweit geführt haben, dass sogar einige Bauern von der israelischen Armee und von Siedlern getötet wurden. Man muss sich klar machen, dass die israelische Armee mit dem Entwurzeln von Bäumen bereits 1967, seit der Besetzung der West Bank und des Gaza Streifens begonnen hat, um illegale Kolonien und By-pass Straßen zu bauen. Jetzt seit der aktuellen Intifada reißen sie auch die Bäume entlang der Straßen aus, weil die Palästinenser mit dem Widerstand und dem Schutz der Felder begonnen haben.
Der fortgesetzte israelische ‚Verrat‘ an den Olivenbäumen ist unvergleichlich, denn er zeigt die ungeheure Gier Israels, das Palästinensische Volk dort zu unterdrücken wo es am meisten getroffen werden kann, und verursacht damit zugleich ein wirtschaftliches und ein ökologisches Desaster , dessen Beseitigung Dekaden und Generationen benötigen wird.

Über die Zeit der Olivenernte in Palästina
In dieser Jahreszeit (15. Oktober bis 30. November) beginnt die Olivenernte in den besetzten palästinensischen Gebieten und wie jedes Jahr müssen die palästinensischen Bauern zwischen zwei Optionen abwägen: ernten oder es lassen. Jedes Jahr kommt man um diese Entscheidung nicht herum; man muss es machen, weil es auch symbolische Bedeutung hat; außerdem geht es um die Haupteinnahmequelle vieler tausender palästinensischer Familien. Aber auch jedes Jahr wieder eskalieren die Ausschreitungen der Armee zusammen mit den Siedlern gegenüber den palästinensischen Bauern mit allen möglichen Terrormethoden, die durchaus noch weiter gehen könne als schon folgendes:
· Verordnung strikter Ausgangssperre, was jeden Palästinenser in Lebensgefahr bringt, der sich auf die Felder wagt um zu ernten;
· Beschlagnahmung palästinensischer Ausweise (in anderen Ländern dieser Erde mag es nichts bedeuten, den Ausweis nicht dabei zu haben, aber in den besetzten Gebieten führt das sofort zur Inhaftierung)
· Beschlagnahmung von Gerätschaften im Besitz der Bauern, Behauptung sie seien nicht befugt diese zu nutzen und eine saftige Geldstrafe wird verfügt
· In Brand setzen der Ernte oder Vergiftung der Felder mit Chemikalien.

Darf Israel Bäume entwurzeln?
Israel ist eine Besatzungsmacht, und ist an diverse Gesetze gebunden, die die Praktiken regeln, mit Hilfe derer sie die verschiedenen Lebensbereiche des besetzten Volkes regeln darf. Allerdings verhält sich Israel bekanntermaßen gleichgültig gegenüber den internationalen Gesetzen und verletzt diese permanent, vor allem:
Die Haager Konvention
Das Ausreißen von Bäumen oder von anderem ist eine explizite Verletzung der Hager Konvention von 1907: Artikel 23-G besagt sehr klar, dass es der Besatzungsmacht verboten ist die Zerstörung oder Wegnahme feindlichen Eigentums ausser in den Fällen, wo diese Zerstörung oder Wegnahme durch die Notwendigkeiten des Krieges dringend erheischt wird, (3), Die Hager Konvention widerspricht und weist auch zurück, was der Israelische Armeekommandeur Colonel Eitan Abrahams behauptete: „die palästinensischen Landbesitzer, die Bäume haben, sind selbst Schuld an der Entwurzelung der Bäume, weil sie nichts dagegen unternehmen, dass Palästinensische Militante die Bäume als Versteck und zur Flucht nutzen“.
Kapitel V, Sektion III, Artikel 50 der IV. Haager Konvention weist klar die Behauptung von Colonel Eitan Abraham zurück, indem es in Artikel 50 heißt: Keine Strafe in Geld oder anderer Art darf über eine ganze Bevölkerung wegen der Handlungen Einzelner verhängt werden, für welche die Bevölkerung nicht als mitverantwortlich angesehen werden kann. (4)

Die Genfer Konvention
Es gibt kaum einen Artikel der Genfer Konvention von 1949 den Israel seit der Besetzung der West Bank und des Gaza Streifens bis heute nicht verletzt hat. Weitergehend muss man sogar diese Verletzungen in der besetzten West Bank und in Gaza als Kriegsverbrechen einstufen, denn der Artikel 33 verbietet jegliche Kollektivbestrafung, Landeinebnung oder Eigentumsverletzung – etwas, das zur Routine der israelischen Armee geworden ist. Artikel 33 sagt klar: Keine geschützte Person darf für eine Übertretung bestraft werden, die sie nicht persönlich begangen hat. Kollektivstrafen wie auch jede Massnahme zur Einschüchterung oder Terrorisierung sind verboten. Die Plünderung ist verboten. Vergeltungsmassnahmen gegen geschützte Personen und ihr Eigentum sind verboten. (5)
Verschiedenste Quellen und selbst Israelische Kommandeure der israelischen Armee bestätigen aber, dass sie extreme Gewalt während der Operationen in den besetzten Gebieten angewendet haben, während die israelische Armee ihr Recht auf Selbstverteidigung strapaziert und in Wahrheit Kollektivstrafen verhängt und vorsätzlich die ökonomischen Ressourcen der Palästinensischen Zivilbevölkerung zerstört. Auch solche Vorgänge werden nach Artikel 53 der Genfer Konvention deutlich zurückgewiesen: Es ist der Besetzungsmacht verboten, bewegliche oder unbewegliche Güter zu zerstören, die persönliches oder gemeinschaftliches Eigentum von Privatpersonen, Eigentum des Staates oder öffentlicher Körperschaften, sozialer oder genossenschaftlicher Organisationen sind, ausser in Fällen, wo solche Zerstörungen wegen militärischer Operationen unerlässlich werden sollten. (6)
Artikel 147 der IV. Genfer Konvention von 1949 betrachtet außerdem die Israelischen Vergeltungsmaßnahmen gegenüber Palästinensern und ihr Eigentum als ‚Schwere Verletzungen‘ und können als ‚Kriegsverbrechen‘ angesehen werden: die ’ Als schwere Verletzungen, wie sie im vorhergehenden Artikel erwähnt sind, gelten jene, die die eine oder andere der folgenden Handlungen umfassen, sofern sie gegen Personen oder Güter begangen werden, die durch das vorliegende Abkommen geschützt sind: vorsätzlicher Mord, Folterung oder unmenschliche Behandlung, einschliesslich biologischer Experimente, … sowie Zerstörung und Aneignung von Gut, die nicht durch militärische Erfordernisse gerechtfertigt sind und in grossem Ausmass auf unerlaubte und willkürliche Weise vorgenommen werden. (7)

(1) Aus arij 3.10.09: Monitoring Israeli Colonisation Activities, eigene Übersetzung
(2) Auf jedem dunum rechnet man mit etwa 20 Olivenbäumen
(3) Siehe
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_515_112/a23.html
(4) Siehe
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_515_112/a50.html
(5) Siehe:
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a33.html
(6) Siehe http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a53.html
(7) Siehe http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_518_51/a147.html
Originalartikel siehe: http://www.poica.org/editor/case_studies/view.php?recordID=2130
Vom 3.Oktober 09