Mittwoch, 27. Januar 2010

Jerusalem - Alarm: Januar 2010 die Zerstörung geht weiter

Netanyahu in der West Bank: .."This place will be an inseparable part of Israel for eternity".

Al Maqdese Jerusalem: 3 Häuser zerstört, 15 Menschen obdachlos, davon 10 Kinder
ICAHD Jaffa: Haus der Familie Dakkeh zerstört, hundert weitere bedroht
Al Tur, Silwan/Aturi und Zayem - Palästinensische Stadtteile in Ost-Jerusalem, sind dieses Mal die Angriffsgebiete.
Ein besonderer Zynismus der zionistischen Verwaltung bei diesen illegalen Zerstörungen besteht darin, dass die betroffenen Familien sich gezwungen sehen, ihre mit all ihren Mitteln und all ihrer Liebe aufgebauten Wohnhäuser selbst abzureissen.
Denn wer sein Haus selbst zerstört muss neben dem grausamen Verlust nicht auch noch die Zerstörung durch die Maschinen und Arbeiter der Stadtverwaltung bezahlen. Dies geschieht dann unter den strengen Augen der Stadtverwaltung. Neben den Wohnhäusern wurden weitere kleine Anbauten, Vorratsräume zwangs-abgerissen.
Aus dem Report:
Al-Maqdese for Society Development (MSD) Date: 19/01/2010 House Demolitions in East Jerusalem in 2010
1. Khaled Abu-Shosha 7-JAN-2010 in Al Tur, 1 Residential, Inhabited: adult 2, children 5, selfdemolished
2. Haroon Borqan 16-JAN-2010 in Athouri, 1 Residential, Inhabited: adult 2, children 5, selfdemolished
3. Shadi Al-Salameh 22-JAN-2010 in Aza'ayem, 1 Non-residential, Inhabited: adult 1, Israeli demolished.
Bild 1: Israel. Verwaltung zerstört in Aza’ayem Bild 2: 'Selbst'-Abriss in Silwan
Die Anlässe sind immer die gleichen : 'Bauen ohne Genehmigung', oder Bauen auf Land, das als 'green land' zur Zeit des Englischen Mandats (Plan RJ5) festgesetzt wurde. So setzt die zionistische Regierung Israels ihre zerstörerische Politk fort, die den schleichenden Genocid an den Palästinensern immer konkreter vollzieht - jetzt konzentriert in Jerusalem. Das tut sie mit quasi-legalen Mitteln unter Nutzung aller verfügbaren Planungs-Instrumente: Osmanisches Bodenrecht, Englisches (Mandats) Planungsrecht und mit entsprechend angepassten israelischen Planungsregeln: Master Pläne, Entwickungspläne, Enteignungsgesetze usw.
Wo normalerweise Raum-Planung dazu dient, Leben und Wirtschaften der Gesellschaft, und zwar aller Menschen und ausgewogen zu fördern, hat sie in Israel selbst, seit Bestehen und in den 67 besetzten Gebieten, nur den Zweck, die palästinensische Existenz bis zum Verschwinden zu zerstören und materielle jüdische Präsenz in alle Winkel Palästinas zu transportieren - bis jede Idee eines Palästinensischen Staates undenkbar wird. Für Jersualem wird damit noch einmal mehr der 'Traum Theodor Herzl's wahr gemacht - ein 'sauberes' Jerusalem in einem Jüdischen Staat.
In einem militärisch besetzten Gebiet (und 2/3 der West Bank sind nach Oslo C-Gebiet, und damit unter vollständiger israelischer auch militärischer Kontrolle) dürfte diese Gesetzesübertragung gar nicht geschehen. Nach internationaler Konvention darf es keine Besiedlung und Änderung der Landkarte und der demografischen Verhältnisse und keine Zerstörung geben - es sei denn aus unabwendbaren Sicherheitsgründen. Aber der zionistische Staat Israel bewegt sich außerhalb aller Gesetze und bekommt dafür noch Geld und Waffen aus den USA und Europa, voran aus Deutschland. Der grausame Holocaust, bzw. das 'schlechte Gewissen Europas' wie Ilan Pappe es nennt, sind - neben den Ölinteressen der USA in der Region -immer wieder die besten 'Versicherungspolicen' für Israel, um dies zu erzwingen und Stimmen gegen die Menschenrechtsverletzungen Israels zum Schweigen zu bringen.

Philosemitisches Europa - Antisemitisches Israel?
Haben Europa, Israel und die Welt denn aus dem Faschismus nichts gelernt? Machen die großen Wirtschaftsmächte weiter in ihrer Sicherungspolitik gegenüber fremden Ressourcen - notfalls mit Krieg, immer wieder mit den Mitteln 'teile und herrsche', 'schüre Konflikte', ob in Nahost, Fernost, Lateinamerika oder Afrika?
Während Peres im deutschen Parlament den Holocaust ins Rampenlicht deutscher Bewußtheit stellt, während aber eine gemeinsame Kabinettsitzung mit der rechtsextremen Regierung Israels nicht einmal die Siedlungspolitik und die vollständige Drangsalierung Gazas zum Thema macht - hält Netanyahu unglaubliche koloniale Reden in Ma'ale Adumim und Gush Etzion, den größten jüdischen Kolonien in der West Bank:
"Our message is clear: We are planting here, we will stay here, we will build here. This place will be an inseparable part of Israel for eternity". ('Unsere Message ist deutlich: wir pflanzen hier, wir werden hier bleiben, wir werden hier bauen. Dieser Ort wird eine untrennbarer Teil Israels bis in Ewigkeit bleiben.')

Fall Jaffa - Hauszerstörungen auch in Israel
Im Übrigen macht die Zerstörungs- und Vertreibungspolitk auch in Israel selbst nicht Halt.
Am 17.Januar wurde die Familie Dakkeh, die sich seit Jahren gerichtlich gegen den Abriss wehrt, am frühen Morgen brutal von vermummten Polizeikräften aus ihrem Haus geworfen. Diese drohten mit Waffen der Alten Dame des Hauses und kleinen Kinder. Als sie um Hilfe bat wurde wurde selbst der Tochter der Zugang aggressiv verwehrt.
Bild3: das Haus der Familie Dakkeh zerstört
Das Haus der Dakkeh Familie ist nicht das einzige, dem Zerstörung droht. Abriss droht mehr als hundert weiteren Familien im östlichen Stadtteil von der Altstadt Jaffa , die seit es den Staat Israel gibt vollständig von Juden übernommen wurde und zum 'Künstlerviertel Tel Avivs , zur 'Altstadt Tel Avivs' sogar avanciert ist.
Auch hier geht es um illegale Planungsmittel: die Stadtverwaltung hat das Quartier zur 'landwirtschaftlichen Zone' erklärt - jetzt sind alle dort vor Jahrzehnten von den Familien auf ihrem Jahrhunderte alten Landbesitz errichteten Wohngebäude bedroht. Da es unter Israel niemals Genehmigungen oder Pläne für die palästinensisch bewohnten Gebiete gab, konnten die Bauten auch nie durch ein offizielles Genehmigungsverfahren legalisiert werden - das hat die Gerichte jedoch nicht interessiert. Es ist ja Absicht.
Jaffa ist bedroht wie Jerusalem oder Hebron oder oder oder...
Es geht um die vollkommene Judaisierung ganz Palästinas: 'Erez Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan'.
Die Stadtverwaltung Tel Avivs hat gemäß der neuesten Pläne bereits eine Genehmigung für ein neues jüdisches anstelle des palästinensischen Quartiers mit 1.500 neuen Appartments erteilt. Die Sharon gehörige Baugesellschaft Plato, soll das Geschäft machenl - und angeblich den Palästinensischen Familien 'Entschädigung' zahlen. Für den Verlust ihrer Heimat und ihres angestammten Besitzes? Absurd!
Diese israelische Regierung ist rassistisch und hat mit Friedenslösungen und einem friedlichen Nebeneinander oder Miteinander in einer demokratischen Zukunft in Palästina nichts mehr zu tun.

siehe weitere Artikel zu Jerusalem, Jaffa und Israel im Blog Archiv)

Montag, 18. Januar 2010

Jerusalem Alarm: Al Maqdese über jüdische Angriffe auf Sheikh Jarrah


In Komplizenschaft zwischen Militär, Regierung, Stadtverwaltung und Siedlergruppen wird Jerusalem mehr und mehr judaisiert

Sheick Jarrah, nördlich der Altstadt von Jerusalem ist berühmt durch das Orient Haus und seinen langjährigen Hausherrn Faisal Husseini, der vermutlich durch israelisch/arabische Komplizenschaft umgebracht wurde. Auch jedem internationalen Journalisten ist Sheikh Jerah bekannt durch das dortige historische Hotel American Colony, das Palästinensische Nationaltheater und die vielen diplomatischen Missionen, z.B. die englische oder die türkische. Auch die deutsche Friedrich Ebert Stiftung ist dort zu Hause und das internationale Rote Kreuz.
Lageplan


Seit 1972 bedrängen Siedler Sheikh Jarrah
Seit 1972 versuchen aggressive Siedlergruppen die Bewohner zu terrorisieren und in Sheikh Jerah einzudringen. Zum Beispiel wurde seit Ende der 9er den Beschäftigten der Friedrich Ebertstiftung an Samstagen (shabat) der Zugang verwehrt, der Betrieb an jüdischen Feiertagen fast unmöglich gemacht und alles versucht, die Institution und die Nachbarn zu vertreiben.
Inzwischen haben sich dort fast 2 500 Siedler eingenistet - Häuser wurden besetzt mit der Behauptung, die Gebäude hätten vor 1948 Juden gehört, und diese dann unter israelischem Polizeischutz mit Wachtürmen, Anbauten und Checkpoints erweitert.

Al Khurd Familie, Al Ghawi, Al-Huseini. Al Khais und viele andere werden seit 1967 bedroht.

Siedler und Polizei Hand in Hand im Haus der Al Khurd Famlie
Besonders aggresive Siedler, die Zion Settlers, haben seit 1999 6 Häuser der großen Al Khurd Familie an sich gerissen - unter dem Schutz der Israelischen Armee. Erst vor kurzem, am 27. November 2009 wurde das Haus von Nabil Al Khurd, das vor 9 Jahren vom israelischen Gericht zwangsgeschlossen wurde, nachts um 2 Uhr von diesen Siedlern angegriffen. Seine Mutter Rifka Al Khurd, die darin weiterhin lebte, wurde dabei verletzt, musste ins Krankenhaus gebracht werden und während sie dort war, warfen die Siedler all ihre Möbel und all ihr Hab und Gut aus dem Haus (siehe Foto).
Diese Siedler griffen bisher weitere Familien an wie Hanoon und Al-Ghawi. 53 Palästinenser wurden hinausgeworfen, darunter allein 20 Kinder. Man weiß, dass sie weitere 24 Häuser im Auge haben, 500 Jerusalemer sind betroffen, 540 neue Häuser wollen die Siedler dort errichten. 18 Acre um ein angeblich altes jüdiches Grab wurden vereinnahmt und weitere 28 Häuser sollen nach Plan 12750 der Jerusalemer Stadtverwaltung dort entstehen, eine religiöse Schule für 50 Tora Studenten dazu. Diese, so weiss man aus der Altstadt, zeichnen sich durch besondere Aggressivität aus, werfen ihren Abfall auf die Häuser der palästinensischen Nachbarn, drohen auch schon mal mit gezielten Schüssen auf Lampen und Eingänge. Die 'Toraschüler' sind zumeist Kriminelle, die durch Beten und Frömmigkeit auf eine besseren Weg gebracht werden sollen - der Staat subventioniert diese 'Sozial-Arbeit'.
Ein großer Teil der bedrohten Palästinensischen Familien in Sheikh Jarrah sind bereits Flüchtlinge von 1948, als Israel in der westlichen Neustadt Palästinenser hinauswarf und ihre Häuser für Immigranten 'freiräumte' - sie zogen in einige dieser Häuser in Sheikh Jerah als Flüchtlinge ein aufgrund einer Vereinbarung zwischen UNWRA und Jordanien.
Kolonien, Synagogen, Kindergärten, Parks enstehen aufgrund offizieller Pläne - ändern die Demografie und dienen der Judaisierung Jerusalems
Inzwischen sind im Herzen von Sheikh Jarrah mehrere israelische Kolonien entstanden:
Qubaniat Em Haroon: Nahe der Nablus Straße. 33 Häuser gehören Palästinensern, 175 Bewohner sind betroffen, viele Flüchtlinge von 1948. Die Familie Abu Ktaish wehrte sich per Gericht mehrere Jahre gegen Evakuierung und Enteignung, am 15.10. 2009 übernahmen Siedler das ganze Gebiet.
Shepherd Hotel: das Gebäude und das Land gehört der Husaini Familie. Schon 1967 besetzte die (West-) Jerusalemer Stadtverwaltung das Hotel und enteignete das Land, auf dem immer noch Teile der Familie leben. Es wurde als 'Abwesenden Land' deklariert, und 1985 kaufte der bekannte amerikanische Zionist und Millionär Irfeg Moskowitsch (der in Ras Al Amud schon traurige Berühmtheit mit dem Bau einer jüdischen Festung inmitten des palästinensischen Quartiers erlangt hat) das Ganze, vermietete es an das Hauptquartier der israelischen Polizei und in Kooperation mit der aggressiven Siedlergruppe Ataret Kohanim, die seit den 80ern auch in der Altstadt Gebäude besetzt hält, sollen dort 60 Wohneinheiten, eine Synagoge , ein Kindergarten und ein Park enststehen.

Offizielle Bebauungspläne der West-Jerusalemer Stadtverwaltung segnen den illegalen 'Judaiserungsplan' ab
All diese nach internationalem Recht illegalen Projekte werden 'quasilegal' abgesegnet durch offizielle Pläne, wie im Falle des Shepherd Hotels durch Plan No. 1156 der (West-)Jerusalemer Stadtverwaltung. Das Land umfasst nicht nur das Shepherd Hotel sondern auch einen großen Olivengarten von 110 Acre und ist als 'green land' seit dem englischen Mandat nicht zu weiterer Bebauung ausgewiesen. Die Israeli Land Administration ILA, die seit den 50er Jahren der Besitzer und Verwalter des ehemals palästinensischen Landes in Israel ist, hat den Besitz übernommen und 2006 bereits der Gruppe Ataret Kohanim 'zur Nutzung' übergeben. Jetzt wird behauptet, das Land würde für 'Öffentliche Zwecke ' benötigt, eine andere Form der 'Legalisierung' des Raubs an palästinensischem Eigentum - in Wahrheit ist dort eine neue jüdische Kolonie geplant 'Al Sadeq Shimon'.

Shepherd Hotel und der Olivengarten in Sheikh Jarrah

Mit der jüngsten Kabinettsentscheidung, die Umgebung jüdischer Siedlungen 'araberrein' zu halten, schaffen (siehe u.a. Links) die Zionistischen Institutionen und ihre Siedler neue Gründe, um palästinensische Häuser abzureißen und ihre Bewohner zu vertreiben - das tödliche Karussel der Judaisierung Jerusalems dreht sich weiter.
Quelle: eigene Ermittlungen und al maqdese. Originaltext siehe: http://www.al-maqdese.org/english/news/plugins/spaw/uploads/files/alshaikh_jarrah_report.pdf
siehe auch:

Sonntag, 10. Januar 2010

Jerusalem Alarm - Al Maqdese berichtet: 2009 103 Häuser zerstört

Bericht von Al Maqdese for Society Development am 7.1.2010
Die traurige Bilanz der Zerstörung für das Jahr 2009 von einer rassistischen Regierung, die Menschen obdachlos macht, sie aus ihren Häusern treibt, ihr Hab und Gut zerstört, weil sie Palästinenser sind.
Sie werden aus der Stadt getrieben, um die Judaisierung Jerusalems perfekt zu machen. Im Jahre 2009 allein:
- 103 Häuser zerstört,
- 570 Menschen ohne Dach über dem Kopf
davon
- 281 Kinder.
Es betrifft die Altstadt von Jerusalem. Das von der UN zum Weltkulturerbe erklärte eimalige historische Ensemble arabischer Baukultur ist mit seinen bedeutenden Stätten des Christentums, des Islams und nicht nur des Judentums in seiner außerordentlichen Multikulturalität immer mehr bedroht!
- 38 Häuser in der Altstadt sind zerstört
Neben Silwan, El Ezzariye, Ras el Amud, Beit Hanina .... ist Jibl al Mukaber - Nahe Bethlehems im Zentrum der Zerstörung, allein
- 47 Häuser in Jibl Al Mukaber zerstört
Dort will die zionistische Stadtverwaltung weitere Kolonien als Keile zwischen die palästinensischen Wohnviertel treiben.
Und das Zerstören geht weiter....
Mit einer derart rassistischen Regierung kann und darf die Bundesregierung nicht zusammensitzen und weitere Lieferungen von Geld und Waffen verabreden!

Die Übersicht zum zerstörerischen Angriff auf Jerusalem


Mittwoch, 6. Januar 2010

Jerusalem Alarm: Stop Israel!

Eine Kabinettssitzung von Merkel - Westerwelle an einem Tisch mit einer rassistischen Regierung Netanyahu - Lieberman, die Wohnungen zerstört, weil ihre Bewohner Palästinenser sind?
Die Stadtverwaltung von Jerusalem, die gegen internationales Recht 1967 im Zuge der Besetzung der West Bank auch Ost Jerusalem annektiert hat, verplant seitdem die gesamte Stadt mit illegalen Mitteln. Am 28.12.2009 beschloss die Stadtverwaltung ein unglaubliches ‚Neujahrsgeschenk‘ an die Palästinensische Bevölkerung:
Einen ‚Masterplan‘ der Zerstörung
, nachdem in Silwan, südlich der Altsadt, Al-Bustan und Al-Thouri 312 Wohngebäude zerstört werden sollen. Aktuell sind bereits 88 Gebäude in Silwan von der Zerstörung bedroht (gelbe Linie siehe Karte 1), was 1.000 Bewohner obdachlos machen wird.
Nicht nur betreibt Israel auch hier die fortschreitende und lange geplante Eliminierung palästinensischer Existenz, sondern beginnt erneut, die Geschichte umzudichten: aus Silwan soll ‚Air David‘ werden, aus Wadi Hilwa ‚Kfr Hshelwah, aus Al Bustan ‚Gad Hmealakh‘.

Das ist Rassismus und Teil einer staatlichen ‚ethnokratischen Raumplanung‘ (Yiftachel 2006), der es nicht um Versorgung und gleiche Lebensbedingungen aller Bürger geht, sondern um den Ausschluss der autochthonen palästinensischen Bevölkerung auf der einen Seite und Judaisierung des palästinensischen Raumes im weitesten Sinne auf der anderen Seite – ein Verstoß gegen Völkerrecht und Genfer Konvention

Karte 1: Stadtverwaltung Jerusalem, Plan der Zerstörung vom 28.12.2010 (gelbe Linie 1. Phase, rot weitere Gebiete) Foto: Siedler-'Hochhaus' illegal in Silwan - ohne Genehmigung mitten in dem max. zweigeschossigen arabischen Quartier - ein Fremdkörper als Vorposten für 'Air David'?

Karte 2: bisherige jüdische Siedlungen in Ost-Jerusalem, Stand 2006 , Karte 3: Groß - Jerusalem, Plan von 198
7
Quellen: Al-Maqdese 31.12.2009, arij 2006, Passia 2005
Und zur sonstigen Politik, die dazu passt: Brief aus Jerusalem zum Jahresende
"Der politische Druck in Jerusalem, dem wir alle und meine Familie ausgesetzt sind reicht von gestiegenen Steuern, vor allem der sog. Haussteuer, die nur wir bezahlen müssen, bis zu den erhöhten Wasserrechnungen. Seit dem Sommer zahlen wir eine besondere 'Dürre'- Steuer, die so daherkommt, dass es für jedes Familienmitglied eine Höchtsgrenze des Wasserverbrauchs gibt. Das heißt, 20 Liter pro Tag und Person maximum, und wenn jemand mehr verbraucht, wird das zusammengenommen am Ende des Monats für jeden Haushalt ausgerechnet. Wenn überzogen wird, dann gibt es eine Strafe von mindestens 400 Shekel (ca. 80 Euro), die je nach Verbrauch noch erhöht werden kann und der Preis pro zusätzliche Liter wird zusätzlich enorm erhöht. Für diese neue ‚Abrechnung‘ muss nun jedes Familienmitglied sein Recht auf Aufenthalt notariell überprüfen lassen und die Ausweise müssen dafür neu beantragt werden. Das wird indirekt wieder viele Jerusalemer um ihre Existenz bringen, denn wer kann schon alle Anforderungen aus dem Innenministerium beibringen. Und am Ende wird es wieder so sein, dass es auf den jeweiligen Beamten ankommen wird, ob Du ihn 'überzeugen' kannst - kein Raum für Logik!
Ich weiss , dass Dich diese Nachrichten krank machen werden, aber was sollen wir machen, so ist die Besatzung.
Dann gibt es noch etwas Neues von der Israelischen Regierung:
1. 'Araber' dürfen nicht in Israelischer/Jüdischer Nachbarschaft wohnen oder leben, das heißt im Klartext, dass Arabische Nachbarschaften innerhalb der 'Grünen Linie' oder in Ost Jerusalem unter diesem Gesetz zerstört werden und die Familien vertrieben werden können.
2. Das Israelische Kabinett hat beschlossen die Verfahren zur Familien-Vereinigung ab sofort einzufrieren."

Mit dieser Regierung kann doch kein demokratischer Staat am 18.1.2010 in Berlin bedingungslos zusammensitzen und über Geld- und Waffenlieferungen verhandeln.
siehe auch:

Und welches Spiel spielen die deutschen Medien? Zum Beispiel der wdr 3, vom 3.1.2010
Aus meinem Brief an die wdr 3 Redaktion.

Sehr geeherte Damen und Herren,
soeben fielen mir zwei von Ihren Sprechern benutzte Sätze unangenehm auf, weil sie damit Wirklichkeit nun tatsächlich auf den Kopf stellen und dies eine gefährliche Desinfoirmation darstellt, die der wdr sich nicht leisten darf.
:"... die israelische Hauptstadt Jerusalem", kurz vor den 18 Uhr Nachrichten.
Sie wissen doch genau, dass Jerusalem, vor allem der Osten 1980 - also nach der 67 Besetzung der West Bank - widerrechtlich und gegen internationales Recht zur unwiderruflichen Hauptstadt Israels durch ein Knessetgesetz erkärt und okkupiert wurde und gerade jetzt unter großer internationaler Kritik steht, weil Israel - ebenso gegen internationales Recht - einen Siedlungsring immer enger um Ost Jerusalem zieht, Häuser zerstört und die palästinensische Gesellschaft immer mehr drangsaliert, um schließlich jede Möglichkeit von zwei Hauptstädten oder einer gemeinsamen Stadt von zwei Staaten zu verunmöglichen. Es ist Volksverdummung was Sie betreiben, im Sinne eines Staates, der sich um keine internationalen Abkommen schert und das Projekt ein Erez Israel in den Grenzen des Mandats von der Küste bis zum Jordan zu errichten, eisern verfolgt.
:" .. nachdem die radikal islamische Hamas die Macht im Gazstreifen an sich gerissen hatte..", in den darauf folgenden 18 Uhr Nachrichten. Das sagen sie nun schon mehrfach und immer wieder und haben vor einem Jahr genau das gleiche gesagt, um die tödliche Invasion Israels in den Gaza Streifen zu erklären oder 'zu entschuldigen'? Ich habe das ebenfalls vor einem Jahr kritisiert - ohne eine Reaktion von Ihnen. Ist Ihnen denn wirklich entgangen, dass die Hamas damals die Wahlen gewonnen hatte? Von 'Macht an sich reißen' nun wirklich keine Spur - eher wollte die Fatah ihre Macht nicht abgeben und hat es fast zu einem Bürgerkrieg gebracht.
Hübsch dann die Theaterbesprechung der Inscenierung von Frau Avnery im Anschluss: die beiden Völker sollten es doch mal mit Liebe probieren - diese sinngemäss. So a-historisch kann doch kaum jemand sein.
Ist es denn inzwischen so, dass fast alle Medien bei Israel nicht mehr die Wahrheit sagen und die israelische Geschichtsversion kritiklos benutzen (müssen)? Ist eine gemeinsame Sitzung des deutschen und israelischen Kabinetts, mit eindeutig rassistischen Politkern wie Lieberman, die völlige Absage an gleiche Maßstäbe gegenüber allen Straaten, wenn es um Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung geht? Ist Ihre Sprache die gültige und bedingungslose political correctness? Hat Ilan Pappe recht, wenn er sagt, Israel kann tun und lassen was es will, es hat zwei Versicherungspolicen 1. den Holocaust und das europäische, vor allem das deutsche schlechte Gewissen und 2. die ökonomischen Nah-Ost Interessen der USA? Das kann nicht die einzige Lehre aus Faschismus und Judenverfolgung sein.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Viktoria Waltz

Wie auch schon vorher gibt es bis heute keine Antwort darauf.

Sonntag, 3. Januar 2010

Israels Architektur - Krieg den Palästinensern mit anderen Mitteln?


Kommentar zu
Eyal Weizmann 'Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung' +
Myra Warhaftig 'Sie legten den Grundstein'
Sperrzonen
Endlich ist eine Veröffentlichung eines israelischen Architekten auf dem deutschen Büchermarkt, der die Rolle von Architektur und Planung bei der Kolonisierung Palästinas enthüllt. Entsprechend gewürdigt bei den (wenigen) Kritikern Israelischer Besatzungspolitik spricht Weizman eine offene Sprache und benennt den gewaltsamen Charakter einer bewussten Architektur, die die Zerstörung Palästinensischer Landschaft, Identität und Geschichte und schließlich der gesellschaftlichen Realität beabsichtigt und eine imaginierte jüdisch/zionistische ‚Realität in Stein und Beton‘ an die Stelle setzt.
Für jemanden, der dies seit Jahrzehnten verfolgt und beschrieben hat, ist dies nicht wirklich neu, aber die Hintergründe, die durch die Kenntnis der hebräischen Quellen und Dokumente und viel Insiderwissen des Autors viel deutlicher werden, zeigen noch einmal viel klarer die bewusste Anwendung von Planung und Architektur als Mittel der Besetzung und Eroberung Palästinas bis zum bitteren Ende des zionistischen Projektes. Der Versuch, diese Form einer Besatzungsarchitektur, die erwürgt, zerstört und auslöschen möchte, was vorher war, in einen architekturtheoretischen Kontext unter Globalisierungsaspekten zu setzen, macht die Lektüre noch einmal besonders interessant. Vor allem der Begriff des ‚Labor für Extremsituationen' – Irak, Afghanistan, Yemen, und wer weiss, was in der kommenden Zeit Südamerika erwartet – ergibt enormen, wenn auch traurigen Sinn für neue räumliche Techniken der Durchsetzung globaler Interessen an den Ressourcen anderer Völker. Ja, man muss davon ausgehen, dass ‚Raumordnung‘ und Raumplanung nur ein andere Form neokolonialer Politik ‚mit anderen Mitteln‘ darstellen.

Aber gilt dies nur für die 1967 Besetzten Gebiete Palästinas?
Ist die in einigen Rezensionen gezeigte Begeisterung deshalb so groß, weil die Kritik am Unrecht der Besatzung auch hierzulande angekommen und als akzeptabel empfunden worden ist, solange der Gründungsmythos Israels nicht angegriffen wird? Nur kurz gibt Weizman in dieser Veröffentlichung einen Hinweis darauf, dass das koloniale Projekt nicht erst mit der 1967er Besetzung anfängt. Den Mythos Israel als einzigartiges Land der ‚Demokratie und Moderne‘ im Nahen Osten mit vergleichbarer Sorgfalt und Insiderwissen aufzuspüren, wäre notwendig. Während nämlich dem illegalen Siedlungsprogramm oder besser Kolonialisierungsprogramm Israels in der West Bank und Ost Jerusalem offenbar keine Macht der Welt Einhalt gebieten kann oder will, die Zerstörung des historischen Jordantals durch ein gigantisches Kapitalprojekt keinen Kulturinteressierten auf die Barrikaden bringt, wird die so genannte ‚Weiße Stadt‘ Tel Avivs‘ in den Stand eines ‚Weltkulturerbes‘, die vorstaatliche Kolonisierung sozusagen in den ‚Adelsstand‘ erhoben.

Sie legten den Grundstein
Dazu passt ein ganz anderes Buch der deutsch-israelischen Architektin Myra Warhaftig ‚They Laid the Foundation‘, ‚Sie legten den Grundstein‘ über Leben und Wirken deutschsprachiger jüdischer Architekten in Palästina von 1918 bis 1948. Es ist ein schönes Buch für Architekten, mit vielen Fotos und Plänen zu solchen Gebäuden wie die der ‚Weißen Stadt‘, Bauten der Moderne, viele von Bauhaus Architekten errichtet. Während die so genannten Pioniere, selbst begeisterte Zionisten, Modelle für zionistische Kollektivdörfer Kibbuzim und Moshavim entwarfen, arbeiteten Bauhaus Architekten v. a. an Visionen modernen jüdischen Lebens für den städtischen Raum, der Gartenstadt und schufen Repräsentativbauten in Tel Aviv, Haifa oder der Neustadt von Jerusalem.
Fotos: 1. Moshavim Ovadim 1922 Arch. R. Kaufmann; 2. Residenz Kupfermann, 1936, Haifa, Arch. Arieh Sharon 3. Tivon Garden Town, Siteplan, 1940, Arch. Klein, 4. Gartenstadt Kiryat Gad 1950, Arch. Glikson;


Mit keinem Wort ist in Warhaftigs‘ Würdigung dieser Architekten von Landnahme oder Konflikten mit der autochthonen Bevölkerung die Rede, und passt zu der Dissertation Erika Spiegels zu den '30 New Towns' in Israel aus den 1950er Jahren. Es scheint nur einen formellen Widerspruch zwischen europäischer Moderne und ‚arabischer‘ Bauform zu geben, die einige Architekten durch Ornamentales und den Jerusalemer Stein, eine englische Bau-Auflage, zu harmonisieren versuchten. Dem zum Trotz bleibt auffällig, dass Masterpläne auch damals schon, vor 1948, den Charakter von Wehrdörfern und Wehrsiedlungen trugen. Der herausragende Architekt des ‚Erez Israel‘ war Richard Kauffmann, der über 400 ‚Siedlungen‘ plante und baute, ländliche wie städtische und dazu 160 öffentliche und private Gebäude.

Solche Architekten bildeten und bilden spätere Generationen Architekten am Technion in Haifa aus. Sie wurden ‚Frontsoldaten‘ der räumlichen Kolonisierung nach 1948 in Israel, nachdem die bewaffneten Milizen 750.000 Palästinenser aus dem Raum Israel vertrieben hatten. Insofern steht die von Weizman analysierte Sperrzonen Architektur durchaus in dieser vorstaatlichen und vor-1967er Tradition. Traurig ist jedoch, dass die vielen aus Deutschland vor dem Faschismus geflüchteten Architekten das zionistische Projekt Israel widerspruchslos vervollkommnet haben.
Eyal Weizman und wenige andere machen da eine hoffnungsvolle Ausnahme.

Weizman, Eyal (2008): Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung. Deutsche Ausgabe. Nautilus. Hamburg
Warhaftig, Myra (2007): They laid the foundation. Lives and works of German speaking Jewish Architects in Palestine 1918-1948. Second edition, revised and enlarged. Wasmuth. Berlin

Eyal Weizman, Tel Aviv/London ist Architekt und Aktivist mit entsprechenden Veröffentlichungen und Beteiligung an Aktionen wie der Ausstellung ‘Decolonizing Architecture’, ein Beitrag zur letzten Architektur Biennale in Venedig
Myra Warhaftig, in Haifa geboren und 2008 in Berlin verstorben, war deutsch-israelische Architektin und Schriftstellerin mit Veröffentlichungen u.a. in der Bauwelt